01.10.2014

1 × was Neues, 3 × Kunst

Okay, ich versuch mal was Neues. Ich schreibe was. Das passiert hier ja eher selten. Es passiert aber auch selten, daß ich innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums gleich drei tolle Kulturveranstaltungen besuche, die ich dann auch noch für empfehlenswert halte. Also los. (Und keine Sorge, ein paar Fotos sind auch dabei.)

(I’m sorry this is in German. When I go back to writing less than three sentences in a blogpost, I’ll switch to English again.)

Nummer 1: Kunstmuseum, Bochum

Mein erster Besuch einer Installation von Gregor Schneider und ich habe nur eine leise Ahnung, was mich erwartet. Der Eingang ist die Öffnung zu einer riesigen Röhre, die außerhalb des Museumsgebäudes verläuft. Gebückt und in schummerigem Licht folgt man dem Verlauf der Röhre, entscheidet sich an ein paar Kreuzungen für die hoffentlich richtige Abzweigung und hat ein bißchen Angst, daß einem vielleicht plötzlich eine quiekende Ratte vor die Füße springt. Irgendwann öffnet sich eine ganz gewöhnliche Tür und man befindet sich im Gebäude. Dort geht’s weiter über leere Flure, vorbei an verschlossenen Türen, an deren Klinken natürlich trotzdem gerüttelt werden muß, man weiß ja noch nicht, daß sie verschlossen sind. Die ganze Zeit hat man das unangenehme Gefühl, hier nicht sein zu dürfen. Was natürlich völliger Unsinn ist – man hat schließlich ein Ticket in der Tasche, es ist ja auch einfach nur ein Museum, es ist der Sinn dieser Arbeit, man SOLL da ja sein. Auch wenn man also ziemlich sicher weiß, daß nicht plötzlich ein breiter Security-Typ durch die Tür poltert (oder ein Auftragskiller oder eine schwer bewaffnete Drogengang, oder was man sich sonst so im Computerspiele-beeinflußten Hirn zusammenphantasiert), das komische Gefühl läßt sich nicht abstellen. Es geht durch völlig banale Räume; Kaffeetassen stehen herum, Kartons stapeln sich im Regal, Unterlagen liegen auf dem Schreibtisch, ein Kaktus steht in der Ecke. Trotzdem immer noch das mulmige Gefühl. Nach dem letzten leeren Flur steht man plötzlich etwas orientierungslos im Foyer des Museums, kriegt einen Flyer in die Hand gedrückt, das war’s. Das Ganze dauert sicher nicht mal 15 Minuten, hinterlässt aber nachhaltigen Eindruck. Der Begriff mindfuck wurde vermutlich eigens für Arbeiten von Gregor Schneider erfunden.

Läuft noch bis zum 12. Oktober. | Kunstmuseum

 

Nummer 2: The Photobookmuseum, Köln

Nicht nur im Ruhrpott gibts schöne alte Industriegebäude, sondern auch in Köln. In einem solchen befindet sich das Photobookmuseum, allerdings nur noch bis zum 12.10. Danach reist es ein wenig durch die Welt, bevor es wieder in Köln ein dauerhaftes Zuhause finden wird.

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Wer auch nur ein Fitzelchen Interesse an Fotografie hat, kann mit dem Besuch nichts falsch machen. Ein Mix aus Ausstellung und Bibliothek verteilt sich großzügig durch die Halle, mittendrin stehen ein amerikanisches Polizeiauto und ein paar Frachtcontainer. Letztere sind wie kleine Abteile im Raum, die jeweils das Projekt einer_s Fotografin_en zeigen. Neben den umfangreichen Werken in den Containern und an Wänden gibt es noch einen riesigen Lese- (eher Anguck-)Bereich mit zahlreichen Fotobüchern. Man sollte also viel Zeit mitbringen. Und Geld, denn es gibt natürlich auch einen Shop. Und Hunger, gutes Essen gibts nämlich auch.

The Photobookmuseum

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Nummer 3: I Promise, Dortmund

„Eine bewegte Meditation über Versprechen, die wir nie gegeben haben – Performance im urbanen Raum des Unionviertels.“ Äh, ja. Die Beschreibung klang für mich jetzt erstmal nicht sooo überzeugend, mitgemacht habe ich trotzdem. Und es nicht bereut. Das Projekt beschäftigt sich mit dem Union-Viertel westlich des U, und genau dort ist man auch unterwegs – zu Fuß. Eine Anmeldung vorher ist Pflicht, zur festgelegten Zeit muß man dann in einem alten, leerstehenden Krankenkassengebäude erscheinen. Dort wird erklärt wie alles abläuft, und man bekommt einen Jutebeutel mit einer Karte und etwas Infomaterial in die Hand gedrückt. Wegzehrung sucht man im Beutel allerdings leider vergeblich …

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In kleinen Gruppen geht es  dann von Station zu Station durchs Viertel. Dabei landet man noch ein paar mal häufiger in großartigen leerstehenden Gebäuden, trifft auf spannende Menschen, malt Protestplakate, analysiert Tortendiagramme, erkundet einen Spielplatz, liest ein Theaterstück. Nach ungefähr drei Stunden hat man  nicht nur einen schönen Sonntagsspaziergang gemacht, sondern auch noch was über sich selbst, das Union-Viertel, Kunst, Städte – ach was, vermutlich einfach über das Leben gelernt. (Naja, und daß ich mit Tanz als Kunstform leider nicht wirklich was anfangen kann, das habe ich auch mal wieder gelernt.)

Rundgänge noch bis zum 19.19. | I Promise … (2014)

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